Sieben Tipps für den Kauf einer Kamera

Tipp 1: Wo eine Kamera erwerben?

Günstig sind Kameras teilweise bei digitec.ch oder Alltron Brack erhältlich. Die Preise sind deshalb günstig, weil es sich um direkte Lagerverkäufe und um Onlinebestellungen handelt. Kosten wie teure Ladenmiete oder Löhne von Verkaufspersonal entfallen. Nichts desto trotz gibt es bei den Online Distributoren teilweise verblüffend gute Fachberatung, wenn man per Mail nach Beratung fragt. Der Vorteil ist, dass man nicht nach der Arbeit oder am Wochenende in ein Geschäft muss. Manchmal überraschen auch Interdiscount oder Fust mit interessanten Aktionen auf einzelne Kameramodelle. Durch Lesen von Testberichten und Online-Recherchen etwa auf DxO Mark oder versus.com holt man sich die nötigen Entscheidungsgrundlagen, was allerdings ein gewisses technisches Grundverständnis voraussetzt.

In Deutschland sind Kameras übrigens nicht billiger als im Lagerverkauf in der Schweiz. Dies trotz Rückerstattung der Umsatzsteuer nach Verzollung. Auch die Garantieleistung gilt es zu berücksichtigen: so gewährt Nikon Schweiz beispielsweise für registrierte und in der Schweiz erworbene Produkte die dreijährige "Nikon Swiss Garantie".

Für Leute, die eine Kamera mal vorab in die Hände nehmen oder vor dem Kauf mieten möchten, ist allenfalls noch der Gang in ein Fachgeschäft zu erwähnen. Die Beratung dort äussert sich in ein einem höheren Kaufpreis und lohnt sich auch nur dann, wenn es sich tatsächlich um gutes und qualifiziertes Personal handelt. Oftmals sind aber die Fachhändler kein bisschen besser als die Onliner.

Tipp 2: Kamera gegebenenfalls erst nach Fotokurs anschaffen

Sie möchten allenfalls unseren zweiteiligen Grundlagenkurs in Fototechnik besuchen? In diesem Fall empfehlen wir Ihnen, eine Kamera erst nach dem Kurs anzuschaffen oder zumindest erst nach Absolvierung des Theorieteils. Sie erhalten dort nämlich einige wichtige technische Tipps, auf die es beim Kauf von Fotoequipment durchaus ankommt. Dieses fundierte Wissen aus der Fototechnik kommt Ihnen auch später beim Fotografieren wieder zugute, sofern Sie über ein Equipment verfügen, mit dem Sie das Gelernte auch ausschöpfen können, ohne auszuholen. Nicht nur Grösse, Gewicht und Preis sind ausschlaggebende Kamerakriterien, sondern genauso technische Faktoren, die hier nicht schnell in einem "Post" erklärt werden können. Hier soll der Kurs im Vorfeld über solide Grundkenntnisse verschaffen, sodass sie beim Kamerakauf über Begriffe wie Auflösung, Sensorgrösse, ISO, Farbtiefe und Dynamikbereich bald eine grössere Ahnung haben, als so mancher Verkäufer! Wer sehr gut Bescheid weiss kann dann auch gleich Online ab Lagerverkauf bestellen und Geld sparen. Übrigens ist die Webseite www.versus.com ein gutes Instrument, um die Vor- und Nachteile verschiedener Kameramodelle zu vergleichen. Unser Mietservice ermöglicht es Ihnen, unseren Grundkurs vorerst mit einer dSLR-Mietkamera zu durchlaufen.

Tipp 3: Bridge oder dSLR?

Wägen Sie Vorteile und Nachteile von Systemkameras gegenüber Spiegelreflexkameras gut ab. Eine Systemkamera sollte unter Umständen in ihrer Bauweise auch tatsächlich kleiner sein als eine Spiegelreflexkamera, wenn es Ihnen um Grösse und Gewicht geht. Achten Sie bei den System- und Bridgekameras auf die Schnelligkeit des Autofokus, das Rauschverhalten bei hohen ISO und die teilweise geringere Tiefenschärfe bei offenen Blenden. Wie steht es mit der Schnelligkeit bei aufeinanderfolgenden Serienbilder im RAW-Format? Gerade wenn Sie nicht nur im Automatikmodus fotografieren-, sondern selber die Bilder mit einer Lichtmessung und das Setzen und Ausdehnen selektiver Schärfe selbst gestalten möchten, sollten Sie bei den Systemkameras schauen, ob die wichtigsten Funktionen schnell abrufbar, übersichtlich angeordnet und gut "bedienbar" sind, so dass man gut arbeiten kann und nicht zuerst in tief verschachtelten endlosen Menus suchen muss. Können Lichtmessungen und Scharfstellungspunkte mittels zwei Tasten getrennt voneinander gespeichert werden? Wie schnell ist ein Fokussieren im Einzelfeld-AF möglich? Vergleichen Sie auch einmal das Sucherbild eines optischen Suchers eines dSLR-Kamera-Favoriten mit demjenigen eines elektronischen Sucherbildes ihres Systemkamera-Favoriten, den sie Sie vielleicht kaufen möchten. Da gibt es grundsätzliche Unterschiede, die den einen oder anderen Menschen mehr oder weniger ansprechen. So springt bei einigen Modellen beim Scharfstellen eine Ausschnittvergrösserung auf 100% im Sucherbild, um eine genaue Scharfstellung zu ermöglichen, während andere Modelle den Schärfebereich in einer Farbe einfärben. Das optische Sucherbild einer Spiegelreflexkamera ist zwar hell und klar, der Tiefenschärfebereich kann jedoch nur mit einer Abblendtaste genau beurteilt werden, die jedoch meist vorhanden ist. Mit einer dSLR-Kamera kann man präzise und schnell "arbeiten", wenn man ausserhalb des Automatikmodus fotografiert. Dies können aber seit kurzer Zeit Interessante Systemkameras auch, wie beispielsweise bereits die etwas ältere Fuji XT-1, oder die Sony Alpha 7 R II.

Vergleichen Sie auf der Webseite www.versus.com oder dxomark.com im Einzelfall zwei Modelle, die Ihnen zusagen oder mieten Sie die Modelle in einem Fachgeschäft und testen Sie selbst. Achten Sie nicht zuletzt darauf, dass, wenn Sie einmal ein Kamera-System angeschafft haben (Kameragehäuse, Objektive und Blitz) Sie aus Kompatibilitätsgründen an das System gebunden sind.

Tipp 4: Lassen Sie sich nicht von dem Begriff "Megapixel" beeindrucken

Der Megapixelwahn... es gibt ihn immer noch. Marketing Leute lieben es, mit dem Begriff "Megapixel" um sich zu werfen. Sogar Handys haben heute 16 Megapixel und es ist rechtlich zulässig, Pixel rechnerisch zu interpolieren, nur um beim Verkauf zu bluffen: "je mehr Megapixel, desto besser". Dabei wären ISO-Empfindlichkeit, Farbtiefe und Dynamik der Kamera die wichtigeren Kriterien gewesen für jemand, der oft Bewegungen bei schlechten Lichtverhältnissen fotografieren möchte (Reise-, Veranstaltungsfotografie, Theaterfotografie). Oft braucht man ja gar keine immens hohe Auflösung und das Drucken bis in das A3-Format reicht noch völlig.

Selbstverständlich gibt es Anwendungen, bei denen es dann auf eine hohe Auflösung ankommt. Beispielsweise wenn man Landschaftsfotografien ausstellen will. Doch alleiniges Kriterium kann die Anzahl der Pixel nicht sein.

Tipp 5: Objektive

Optiken sollten möglichst lichtstark sein. Sie sollten eher Objektive von den Original-Herstellern verwenden, wenn Sie in Sachen Qualität auf Nummer sicher gehen wollen, ohne seitenweise Testberichte zu lesen und stundenlang in den online Foren zu analysieren, was jetzt physikalisch wie zusammenpasst. Objektive müssen nämlich technisch exakt auf den Kamerasensor abgestimmt sein, was bedingt, dass die Kamerahersteller gewissen wissenschaftliche Daten an die Fremdhersteller der Objektive herausrücken müssten, was sie aber wohl nicht tun. Man stelle sich mal vor, was Canon und Nikon so für einen Aufwand in die Forschung investieren... Übrigens auch was die Verwendung von alten, analogen Objektiven auf neuen Digitalkameras anbetrifft, kann es zu Qualitätseinbussen von Linsenabbildungsfehlern kommen, wie beispielsweise chromatische Abberation.

Ferner ist ganz wichtig, dass, wenn man qualitativ hochstehende Kameras verwendet (wie etwa Vollformat-Kameras), dann aber auch tunlichst hochwertige Objektive verwenden sollte, die in ihrer Auflösung und Vergütung sowie Eindämmung von Linsenabbildungsfehler (z.B. chromatische Abberation) sich von Billig-Linsen abheben. Nur wenn die ganze Kette der Qualität gewährleistet ist, macht es Sinn, gutes Equipment zu verwenden. Das gilt auch für verwendete Filter und nicht zuletzt auch das Entwicklungsprogramm der RAW-Files (auch hier gilt, dass der Original-RAW-Konverter die besten Resultate erzielen sollte).

Tipp 6: Occasionen - ja oder nein?

ist vielleicht wie bei den Autos. Kennen Sie die Person gut, von der Sie das Gerät beziehen und Sie wissen, was etwa die "Geschichte" der Kamera ist, dann können Sie den Schritt zum Occasionskauf noch eher wagen. Was ist aber wenn die Kamera einmal heruntergefallen ist, oder der Kamerasensor einmal viel zu viel Licht bekommen hat, oder das Objektiv bei gewissen Blendenstufen kein scharfes Bild erzeugt, weil sich die Fokus-Ebene aufgrund des Herunterfallens der Kamera etwas verschoben hat (sog. Backfocus) ? Digitale Spiegelreflexkameras haben einen Verschlussmechanismus, der aus ganz feinen Verschlusslamellen besteht. Auch die könnten beschädigt sein oder - aufgrund sehr vieler Auslösungen - bereits etwas Verschleiss aufweisen. Bei den Objektiven kann man eher noch von blossem Auge Kratzer erkennen und es beispielsweise im Sonnenlicht oder unter einem LED-Spot begutachten. Es sollte auch innerhalb des Objektivs kein Feinstaub auf den Linsen sein (da müsste man das ganze Objektiv auseinander nehmen, um das zu begutachten und zu reinigen). Das Bajonett dürfte nicht "ausgeleiert" sein und muss fest an der Kamera einrasten (ohne Spielraum). Auch der Bildstabilisator könnte defekt sein, oder allfällig vorhandene Ultraschall-Motoren für den AF. Abschliessend stellen wir fest: Es besteht bei den Objektiven noch eher die Möglichkeit, es in _Augenschein zu nehmen, als beim Kameragehäuse, wo man einfach wirklich nicht weiss, was es so hinter sich hat. Ich würde in jedem Fall den Fokus testen bei verschiedenen Blenden, und zudem eine leere hellgraue Fläche abfotografieren, um zu schauen, ob es Artefakte auf dem Bild gibt. Wenn man ganz sicher sein will, dass man es mit einem absolut einwandfreien Gerät zu tun hat, sollte man es vielleicht eher mit dem Kauf von Occasionen lassen. Aber auch ein brandneues Gerät sollte man vielleicht mal auf "Herz und Nieren" testen. Ich hatte jedenfalls schon mal eine brandneue Kamera mit einem "Backfocus".

Tipp 7: Vollformat - ja oder nein?

Je grösser der Sensor, desto mehr hat man von "Haus aus" eine schöne selektive Tiefenschärfe. Diese ist noch von weiteren Faktoren abhängig und auch beeinflussbar. Die Sensorgrösse jedoch ist nur einmalig beim Kamerakauf beeinflussbar, anschliessend ist das eine feste Grösse. Da ein grosser Kamerasensor auch mit einer wesentlich höheren Qualität einher geht, und die Smartphones immer bessere Fotos machen, kann man getrost mal mit dem Gedanken spielen, ob man mit seiner Kamera nicht doch eine wesentlich überragende Bildqualität erzielen will. Dies würde dann für eine Vollformat-Ausrüstung sprechen, die sich für ein Starter-Kit zurzeit so im Bereich von 1600 bis 3500 CHF bewegt.

Beim kleineren APS-C-Format (auch DX-Format genannt) hat man es mit kleineren Kamerasensoren zu tun. Man erkennt das an dem wesentlich kleineren Spiegel und der schmaleren kameraseitigen Objektiv-Öffnung, wenn man beides Equipment (wir setzen mal einen selbigen Hersteller voraus) nebeneinander anschaut: Beim Vollformat läuft offensichtlich mehr Information (Qualität) durch, ähnlich wie bei einer Wasserleitung hat man entweder den Wasserhahn in dem Lavabo im Badezimmer oder einen Feuerwehr Hydrant im Quartier vor sich.

Verwendet man Objektive innerhalb derselben Marke, die für einen APS-C-Sensor (DX-Format) gerechnet sind, auf eine Vollformatkamera montiert, dann ist dies nicht kompatibel; ein Teil des Sensor wird automatisch ausgeschaltet, weil der Strahlengang des Objektivs den Sensor nicht auszufüllen vermag. Umgekehrt ist es hingegen möglich: Ein Vollformat-Objektiv kann mit seinem breiten Bildstrahl einen APS-C-Sensor sehr wohl abdecken; der Projektionsstrahl des Objektivs überlappt den Sensor sogar, und ein Teil des Bildes wird ausserhalb des Kamerasensors projiziert. Somit hat man auf dem Bild alles etwas "näher" und die Brennweite verlängert sich künstlich; das Objektiv wird etwas mehr zum "Tele". Man redet dann von dem sogenannten "Crop-Faktor" oder Verlängerungsfaktor. Dieser ist meistens so um die 1.5. Das heisst ein Vollformat-Objektiv mit einer Brennweite von 200 Millimeter wird zu einem 300-er Tele auf einer APS-C-Kamera. Dies gibt gleich noch ein schöner Vorteil: Linsen sind in der Mitte am besten in der Qualität, weil sie eine Kugeloberfläche beschreiben und sich Strahlen am Rand nicht mittig bündeln, deshalb nutzt man dann sozusagen nur das "Filet-Stückchen" und die Bilder haben eine sehr hohe Qualität. Wenn man auf Reisen zwei Kameras (eine APS-C und eine Vollformatkamera) dabei hat plus zwei festbrennweitige Hi-End Vollformatobjektive, hat man vier verschiedene Brennweiten (100 mm /150 mm und 14 mm / 28mm) nach dem Vertauschen der Linsen.