Fototipps

Zehn Tipps für bessere Bilder

1. Rundgang um das Motiv

Zuerst einen Rundgang um das Motiv machen, aus allen Richtungen anschauen, dann die beste Perspektive/Position wählen. Manchmal muss man in die Knie gehen, oder gar irgend wo raufklettern, um die beste Perspektive zu bekommen. Auf das richtige Objektiv ist natürlich ebenfalls zu achten. Eine Festbrennweite (also kein Zoomobjektiv) hat manchmal den Vorteil, dass man automatisch etwas eingeschränkt ist und nicht mehr "grenzenlos" viele Bildauschnitte hat - man setzt sich automatisch mehr mit dem Motiv auseinander. Hier ein Beispiel, wie die Statue des Architekten Gustav Eiffel unter dem Eiffelturm fotografiert werden kann:

2. Verändern Sie Bilder durch Ausschnitte

Im Zeitalter der Digitalen Bildbearbeitung ist es einfacher denn je, Bilder in elektronischen Programmen zu beschneiden. Tun Sie das unbedingt! Oft können Sie dadurch einem Bild "den letzten Schliff" geben. Überlegen Sie jedoch sehr genau, wie Sie ein Bild zuschneiden und halten Sie dabei die Bildränder gut im Auge. Nicht jedes Bild durch diesen Dateneingriff an Bedeutung zu. Oft erhalten Bilder, bei denen nicht viel Zeit für die Raumaufteilung blieb, durch einen gekonnt gewählten Bildausschnitt jedoch eine abschließende Verbesserung, und Sie machen sie dadurch (nahezu) perfekt. Hier ein weiteres Beispiel zur Veranschaulichung. Um beim Motiv "Eiffelturm" zu bleiben, gibt es hier eine Nachtaufnahme zu sehen, die das erste und zweite Stockwerk von unten zeigt:

3. Erstellen Sie Aufnahmen mit offenen Blenden, sodass sich selektive Schärfe ergibt

Die Blendenöffnung ist nur einer von drei Faktoren, welche einen Einfluss auf die selektive Schärfe haben (würden wir noch die Grösse des Kamerasensors berücksichtigen, wären es vier). Es gilt: Offene Blende, wenig Tiefenschärfe - geschlossene Blende, viel Tiefenschärfe. Bei Landschaftsaufnahmen, wo die Schärfe vom Vorder- bis zum Hintergrund gehen soll, fotografieren wir deshalb eher mit geschlossenen Blenden (grosse Blendenzahlen). Nebst der Blende fällt auch der Aufnahmeabstand ins Gewicht, das heisst, wie nahe Sie an das Objekt heran gehen und somit auch die relative Entfernung des Vorder- und Hintergrundes zum Hauptobjekt. Zuletzt sei noch die Brennweite erwähnt (Weitwinkel oder Tele). Dort gilt: Viel Tele, geringe Tiefenschärfe und im Weitwinkelbereich haben wir hohe Tiefenschärfe. Die Programmautomatik ist nicht in der Lage, die Tiefenschärfe genau zu kontrollieren. Es lohnt sich, sich etwas mit der Fototechnik auseinander zu setzen.

4. Die blickführende Diagonale und die vier Bildregionen

Studien belegen, dass Menschen Bilder in der flüchtigen Betrachtungsweise einer Bildoberfläche diese von links oben nach rechts unten abtasten. Zuerst wandert das Auge eines Betrachters via linker oberer Viertel in das Bild, danach zum rechten unteren, dann zum linken unteren, und zuletzt über den rechten oberen Viertel wieder aus dem Bild hinaus. Man spricht von einer sogenannten Blickführenden Bilddiagonale oder den Vier Bildregionen (primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre Bildregion).

5. Der Goldene Schnitt und die Komplementärfarben

Je mehr solche "fotografischen Gestaltungsmittel" Sie anwenden - und zwar nicht jeweils auf einem Bild, sondern mehrere gleichzeitig in einem Bild (!) desto spannender wirkt es auf Betrachter. Bei diesem Beispiel werden wir mal mit zwei arbeiten: mit dem Goldenen Schnitt und dem Phänomen der Komplementärfarben. Die beiden Elemente werden schlussendlich in einem Bild vereint. Sie können aber genauso auch einzeln in Bilder eingebaut werden, zusammen mit anderen Gestaltungsmittel, wie z.B. selektive Schärfe.

Goldener Schnitt: Der goldene Schnitt teilt eine Strecke so, dass das Ganze zum grösseren Teil (auf Abbildung "Maior") im selben Verhältnis steht wie der grössere Teil zum kleineren (Abbildung "Minor"). Dieses Gestaltungsmittel spielt nicht nur in der Fotografie eine Rolle, sondern auch in der Kunst, in der Architektur oder im Grafikdesign. Auch in der Natur existiert der goldene Schnitt (Abbildung).

Komplementärfarbe (lat. complementum „Ergänzung“) ist ein Begriff aus der Farbenlehre. Sowohl bei der additiven als auch bei der subtraktiven Farbmischung gelten diejenigen Farben als komplementär, die miteinander gemischt einen neutralen Grauton ergeben. Welche Farben sich jeweils komplementär zuordnen, hängt vom gewählten Farbmodell ab. In der fotografischen Kunst spielen oft Blau ↔ Gelb, Rot ↔ Cyan und Grün ↔ Magenta im Modell nach Helmholtz eine Rolle.

6. Der richtige Moment ist manchmal schon das halbe Bild

Manchmal ist es nur der Moment, der ein gutes Bild ausmacht. Solche Augenblicke können in der Landschaftsfotografie einige Minuten dauern, oder gar als Zeitraum einer ganzen Saison (Herbstmotive). Andere Momente wiederum können nur wenige Sekunden dauern, wie etwa ein Ringtausch in der Hochzeitsfotografie.

7. Der Horizont

Vor allem bei Landschaftsbildern sollten Sie überlegen, wo Sie den Horizont platzieren. Als Faustregel gilt folgendes: wenn sich am Himmel interessante Wolkenstrukturen oder eindrückliche Farbverläufe abzeichnen, legen Sie den Horizont tiefer. Geben attraktive Motive auf der Erde mehr her als ein ausgewaschener uniblauer oder grauer Himmel, können Sie die Linie des Horizontes höher legen:

8. Experimentieren mit der Verschlusszeit

Es ist manchmal schon sehr eindrücklich, welch ein Einfluss das Beherrschen der Fototechnik unmittelbar auf die Schönheit und Aussagekraft der Bilder hat. Hier sehen wir ein einfaches Beispiel, wie sich eine an der Kamera manuell gesteuerte Verschlusszeit auf zwei Motive auswirkt. Die Erste Aufnahme wurde mit einer ultrakurzen Verschlusszeit von 1/4000 Sekunde aufgenommen. Bei der zweiten Aufnahme beträgt die Belichtungszeit stolze 12 Sekunden. Interessant ist auch, dass im Modus der Programmautomatik "Auto-Mode" solche Aufnahmen eher schwer zu realisieren sind, da die Motive oft eine sehr genau definierte Zeit benötigen.

9. Spielen Sie mit dem Kontrast

Belichten Sie Ihre Motive auf die bildwichtige Stelle und lassen Sie die Detailzeichnung- ähnlich wie bei der selektiven Tiefenschärfe - in den Lichtern oder in den Tiefen "verschwinden", sodass Sie nur noch dort Zeichnung haben, wo Sie möchten. Voraussetzung dafür ist natürlich ein ausreichend hoher Motivkontrast und ein korrekter Umgang mit der Lichtmessung. Man redet auch von Low- und High-key-Fotografie:

10. Fotografieren Sie im RAW-Format

Im Gegensatz zum JPG-Format ist das RAW-Format dynamisch. Nebst den ganz vielen anderen Vorteilen, die das RAW-Format bietet (wie etwa automatische Fehlerkorrekturen von Linsenabbildungsfehlern oder das Entrauschen von Bildern hoher ISO-Zahlen etwa), können Sie Bilder betreffend falschem Weissabgleich und fehlerhafter Belichtung später noch korrigieren. Das zeigt die folgende Abbildung auf eindrückliche Weise - handelt es sich doch immer um die eine und dieselbe Aufnahme. Links das entprechende JPG-Bild und rechts das haushoch überlegene RAW-Format: